Wenn Du auf Kreta gewandert bist, war das vermutlich in den Frühjahrs- oder Herbstmonaten. Die meisten Touristen besuchen Kreta im Sommer, aber nur ein kleiner Teil wandert dann, denn es ist zu dieser Jahreszeit für die Meisten zu heiß.
Und der Winter? Oft fragen Leute, ob man auch im Winter auf Kreta wandern und bergsteigen kann und wenn ja, wo und welche Touren? Sind dann Hotels und Restaurants geöffnet und wie kommt man dorthin? Tatsächlich ist der Winter eine tolle Zeit zum Wandern! Ein Winterurlaub kann eine Gelegenheit zum Entdecken der versteckt lebenden Gämsen sein. Das Wetter ist meistens mild, es gibt keine Touristenmassen und überzogene Preise. Dieser Artikel gibt einige Vorschläge, Fakten und Tipps zum Winterwandern auf Kreta!

Skyline von Vamos und die Weißen Berge (2017)
Wie erreicht man Kreta im Winter?
Zwischen Athen und Kreta verkehren täglich Maschinen von Aegean Airlines und Skyexpress nach Chania und Heraklion. Von einigen Ländern gibt es in den Wintermonaten sogar Direktflüge nach Kreta. Das ändert sich oft, ein Check lohnt sich! Normalerweise findet man im Winter auch moderate Flugpreise.
Auch der Seeweg ist einfach mit täglichen Verbindungen zwischen Piräus und sowohl Chania wie Heraklion durch ANEK Lines und Minoan Lines.

Je nach Standort auf Kreta könnte ein Mietwagen die einfachste Option sein. In der Nebensaison gibt es oft gute Preise, ein Check lohnt sich!
Wo übernachtet man auf Kreta in den Wintermonaten?

In einem der Gästehäuser in Vamos
Wenn Wandern der Schwerpunkt Deiner Winterreise nach Kreta sein soll, ist die richtige Standortwahl besonders wichtig! Die im Winter leeren Urlaubsanlagen an der Küste strahlen in dieser Jahreszeit etwas Depressives aus. Landeinwärts locken schöne Orte und Dörfer mit komfortablen Unterkünften, die auch im Winter ansprechend sind. Gute Beispiel sind das Dorf Vamos (Vamos Village) in the Apokoronas-Region und das Alonia Guest House in Agios Ioannis.
Eine gute Alternative ist der Aufenthalt in einer der großen Städte Kretas wie Chania, Rethymno oder Heraklion. Hier findest Du auch im Winter eine große Auswahl an Unterkünften sowie Einkehr- und Einkaufsgelegenheiten. Und bei schlechtem Wetter kannst Du ein Museum besuchen.
Die Wintermonate auf Kreta (November und Dezember)
Der November ist oft der perfekte Wandermonat! Die Hauptsaison ist vorbei, es ist ruhiger und das Wetter oft noch sehr schön.
Ja, man kann auch Pech haben: Manchmal ziehen in diesem Monat schlimme Gewitter über die Insel. Die wenigen Wanderer bevorzugen zu dieser Zeit die Südküste mit Orten wie Paleochora, Chora Sfakion oder Mirtos im Osten. Den berühmte Küstenabschnitt am E4 ihast du dann fast für dich allein. Als Extra-Bonus lädt das Meer mit immer noch angenehmen Temperaturen zu einem Bad ein. Anfang November kann man an vielen Orten auch das Destillieren von Raki erleben!

Raki-Destillieren
Auch die Olivenernte hat begonnen; man sieht viele Leute bei der Arbeit in den Olivenplantagen und Pickups voller Bags mit Oliven. November wird manchmal auch als zweiter Frühling bezeichnet, denn nach den häufigen Regenfällen im Oktober bietet sich eine Augenweide: frischgrüne Felder und bunt blühende Blumen. Ende November / Anfang Dezember färben sich die Berge durch den ersten Schnee weiß.
Der Dezember bietet kältere Tage und mehr Regen. Die schneeweißen Berge bietet einen fantastischen Anblick! Diese zum Wandern ebenfalls interessante Zeit bringt aber Einschränkungen mit sich: die hohen Berge sind wegen des Schnees schwer oder gar nicht zugänglich und einige der Schluchten können wegen zu hohen Wasserstands nicht passiert werden. Aber das ist von Jahr zu Jahr anders. Durch die noch laufende Olivenernte trifft man viele Leute in den Plantagen. An schönen Tagen kann es angenehm werden werden und zu der paradoxen Erfahrung führen, dass man im T-Shirt durch Dörfer wandert mit Weihnachtsbäumen in und vor den Häusern.

Olivenernte
Einige Tipps zum Wandern in den Wintermonaten:
- Begehe im November den E4 an der Südküste. Es ist ruhig, schön und eine besondere Erfahrung! Vorher sollten Sie die Unterkünfte, die Fährenfahrpläne (www.anendyk.gr) und natürlich das Wetter recherchieren. Die Samaria-Schlucht ist geschlossen!
- Bei gutem Wetter kann man durchaus in das Hochgebirge. Beachten Sie aber die deutlich kürzeren Tage und sehr kalten Temperaturen, und natürlich den Wetterbericht! Berge wie Gigilos, Pachnes und Ida können oft noch bestiegen werden. Wenn erst mal Schnee liegt, wird es ein anderer Sport!
- Genieße in niedrigeren Lagen die frischgrünen Felder. Prinzipiell sind dort alle Touren möglich. Vergewissere Dich, dass nicht zu viel Wasser durch die Schluchten fließt, vor allem nach starkem Regen. Es sind zahlreiche Wanderbücher erhältlich, die beim Organisieren eines schönen individuellen Wanderurlaubs helfen. Eine tolle Wintertour ist die Umrundung der Halbinsel Rodopou (beschrieben in vielen Wanderbüchern). Denn in der "normalen" Touristensaison ist es hier oft zu heiß!
Tipps für organisierte Touren!
Also Auch im Winter bieten einige lokale Agenturen organisierte und begleitete Touren. Die Guides leben auf der Insel und kennen diese wie ihre Westentasche! Einige empfehlenswerte Unternehmen sind:
Auch die lokalen Bergsteigervereine von Chania, Heraklion und Rethymno bieten Touren an.
Wenn dir noch Tipps und Ideen einfallen, kannst du sie gerne als Kommentar hinterlassen!
Die Wintermonate auf Kreta (Januar und Februar)

Kallergi-Hütte im Winter
Januar und Februar sind die Monate mit statistisch dem meisten Regen und in den Bergen viel Schnee! Obwohl Kreta so weit südlich liegt, kann es dort richtig winterlich werden! Die Berge sind schneebedeckt und selbst in niedrigeren Lagen ist Nachtfrost nicht ungewöhnlich. In den Bergen ist das die Zeit für Schneeschuhwandern und Skilanglauf, während weiter unten sehr gute Wanderbedingungen herrschen. Höhepunkte sind dabei Blicke auf die schneebedeckten Berge sowie im Februar die einsetzende Obst- und Mandelbaumblüte. Auch die ersten Orchideen blühen!
Im Januar kann es überraschend und ruhig werden, ein Wetterphänomen namens "Alkyonides-Tage". Mit diesem ist im Zeitraum Mitte Dezember bis Mitte Februar zu rechnen, mit der höchsten Wahrscheinlichkeit in der zweiten Januarhälfte. In dieser Zeit ist es sonnig, sehr klar und windstill. Die Temperaturen sind mit über 20 Grad deutlich höher als sonst in dieser Jahreszeit.

Blüte des Mandelbaums
Der Februar ist auch noch ein richtiger Wintermonat, aber an schönen und zunehmend längeren Tagen spürt man die zunehmende Intensität der Sonne. Die Natur ändert sich merklich; Bäume blühen und die ersten Orchideen erscheinen, darunter das Riesenknabenkraut (Himantoglossum robertianum). Das Wandern in dieser Zeit ist ein besonderes Erlebnis mit schneebedeckten Bergen, frischgrünen Feldern, Blumen und blauem Himmel!

Orchideen
Die Wintermonate auf Kreta (März)
Der März ist zwar kein richtiger Wintermonat mehr, aber gehört noch zur Wintersaison, bevor die "normale" Wandersaison beginnt. Einige wenige Wanderer und andere Touren genießen die Ruhe, bevor die Saison startet, was Vorbereitungen allerorten zu spüren ist. Im März kann es noch kalt sowie regnersich sein. Aber wenn die Sonne durchbricht, braucht man schon Sonnenschutzcreme! Die Berge sind noch schneebedeckt, aber in den unteren Regionen explodiert die Natur. Überall sprießen Blumen, darunter viele Orchideen. Eine tolle Wanderzeit auf Kreta!

Mohnblumen

Anemonen

Kretische Iris
Es gibt viele Wandermöglichkeiten in diesem Monat – bis auf einige Schluchten und das Hochgebirge. Ersteres wegen hohen Wasserstands der Flüsse, letzteres wegen Schnee. Einige Wandertips für diese Zeit:
- Gebiet um Spili, ein grüner Flecken bekannt für seine große Vielfalt an Orchideen, Schwertlilien und die seltenen wilden Tulpen. Rund 30 verschiedene Orchideen gedeihen hier! Ein lohnendes Ziel ist das Gious Kambos-Plateau (oberhalb von Spili).
- Küstengebiete an der Ostküste. Diese sind nicht zu heiß, ruhig und einladend. Etwa die Küstenstreifen zwischen Kato Zakros und Xerokambos oder Vai und Palekastro. Entsprechende Touren sind in vielen Wanderbüchern geschrieben!
- Die Apokoronas-Region bei Vamos, Georgioupolis und Kalives. Viel Grün und viele Blumen sowie nicht zu vergessen die spektakulären Blicke auf die Weißen Berge.
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