Wandern auf Kreta - gefährliche Tiere?

Veröffentlicht am 13. März 2023 um 12:12

Gibt es gefährliche oder giftige Tiere auf Kreta? Eine der typischen Fragen an einen Wanderguide ist nach gefährlichen oder giftigen Schlangen und anderen Tieren. Angesichts der großen Zahl von Wanderern in der schönen kretischen Landschaft liegt diese Frage auf der Hand. Daher beschreibe ich in diesem Artikel einige Tiere, vor allem Insekten, die Wanderern Probleme bereiten können (oder auch nicht). Dazu kommen einige Handlungsempfehlungen. In diesem Blog beschränke ich mich auf landlebende Tiere und ignoriere daher Meeresbewohner wie Seeigel.

(Bilder der Schlangen sind von www.cretanbeaches.com)

Leopard Snake

Leopardnatter (Elaphe situla)

Schlangen

Fragen zu Schlangen sind neben solchen zu Zecken am häufigsten: Gibt es Schlangen auf Kreta? Sind diese gefährlich? - Auf Kreta kommen vier Schlangenarten vor: Balkan-Zornnatter, Würfelnatter, Europäische Katzennatter und Leopardnatter. Schlangen sind auf Kreta für Menschen nicht gefährlich – anders als in andere Teilen Griechenlands. Lediglich die Katzenschlange ist giftig, aber das Gift ist sehr schwach und daher für Menschen harmlos. Nur selten bekommt man eine Schlange zu Gesicht, weil diese meistens schon das Weite gesucht hat, ehe man sie bemerkt. Wenn Du Glück hast und eine siehst, erschrick' nicht und lass' Sie in Ruhe.

Die Balkan-Zornnatter (Coluber gemonensis)

Die Balkan-Zornnatter ernährt sich vor allem von Nagetieren, aber auch von Vögeln, Eidechsen und großen Insekten. Für Menschen ist diese nicht giftige Schlange harmlos. Als Normalerweise lebt sie in felsigen Gegenden nahe der Küste, aber auch in Höhen von bis zu 1.400 m wurde sie schon gesehen. Die tagaktiven Balkan-Zornnattern genießen das Sonnenbad auf wärmenden Steinen. Wenn bedroht kann die Schlange kräftig beißen (ohne Gift), aber normalerweise ist sie eher sanftmütig.

Die Balkan-Zornnatter (Coluber gemonensis)

Europäische Katzennatter (Telescopus fallax)

Würfelnatter (Natrix tessellate)

Europäische Katzennatter (Telescopus fallax)

Die Europäische Katzennatter ist die einzige Giftschlange Kretas, aber das Gift ist in den hinteren Zähnen und dadurch überträgt die Schlange selten das für den Menschen eher harmlose Gift bei einem Biss auf Menschen und sowieso sind Bissunfälle selten. Als einzige nachtaktive Schlange der Insel bleibt sie allerdings menschlichen Beobachtern eher verborgen. Die Augen ähneln denen von Katzen, daher der Name. Katzenschlangen ernähren sich von kleinen Eidechsen und nutzen das Gift zum Lähmen derer Körper.

Würfelnatter (Natrix tessellate)

Die Würfelnatter ist eine Art Wasserschlange, die oft in Feuchtgebieten, an Meeresküsten oder Felsteichen zu finden sind. Die Schlangen jagen sowohl im Süß- wie Salzwasser bis zu 1.000 m Tiefe nach Nahrung. Die im Wasser pfeilschnellen Schlangen ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Fröschen und Kröten. Bei Berührung beißt die Schlange kaum, aber stößt eine streng riechende Substanz aus, um so den Fein loszuwerden. Außerdem stellt sie sich bei Gefahr tot, indem sie die Unterseite nach oben dreht und die Zunge heraushängen lässt. Die rund 80 cm lange Schlange ist nicht giftig.

Leopardnatter (Elaphe situla)

Die schön anzusehende Leopardnatter kommt häufig im Flachland Kretas vor und wird auf der Insel als "ochentri" bezeichnet, was aber zoologisch falsch ist. Die Leopoardnatter ist im Gegensatz zur (giftigen) Viper absolut harmlos. Wie alle kretischen Schlangen wird diese kaum einen Meter lang und hält sich meistens in sonnenexponierten Gebieten mit etwas schützender Bedeckung auf, etwa in Steinwällen. Solltest Du einer Leopardnatter begegnen, wird sie möglicherweise mit dem Schwanz rasseln  im Versuch, dich loszuwerden. Und sie kann in die Finger kneifen, wenn man sie berührt. Leopardnatter ernähren sich vor allem von Nagetier(jung)en, aber bei Gelegenheit auch von Vögeln und kleinen Eidechsen.

Zecken

Zecken gibt es (leider) auch auf Kreta, und sie haben mit dem zahlreichen Vieh und Haustieren viele Wirte: Schafe, Ziegen, Katzen und Hunde. Vor allem in Landschaften mit viel Strauch- und Grasvegetation ist die Zeckenwahrscheinlichkeit hoch – anders als in steiniger oder vegetationsfreier Landschaft (hoch in den Bergen sowie Südküste). Glücklicherweise sind die Zecken Kretas meistens weniger gefährlich als in vielen Wäldern und Gebieten Nordeuropas, wo viele Zecken infiziert sind und u.a. Lyme-Borreliose verursachen können. In den 15 Jahren als Wanderführer auf Kreta habe ich nur einmal eine Zecke auf meinem Bein gesehen – die noch nicht einmal gebissen hatte. Im Falle eines Zeckenbisses sollte man die Zecke schnellstmöglich und auf die richtige Art entfernen und danach die Stelle mit Alkohol oder Jod desinfizieren. Nach meinen Recherchen gibt es aktuelle keine Fälle von Lyme-Borreliose auf Kreta. Aber man sollte auf jeden Fall aufpassen, denn eine infizierte Zecke ist auch auf der Insel Kreta nicht auszuschließen.

Bienen / Wespen / Hornissen

Als großer Honigproduzent hat Kreta zahlreiche Bienen mit einer der höchsten Bienendichten Europas. Im Herbst kommen viele Wespen dazu, und in der Nähe von Quellen und Wasser sind Hornissen keine Seltenheit. Normalerweise stechen diese Insekten nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Gemäß dem Motto: "Ich leg mich nicht mit ihnen an, also legen sie sich nicht mit mir an". Auch wenn ein Bienenstich schmerzt, ergibt sich keine weitere Gefahr – es sei denn, man ist allergisch. Im Falle einer bekannten Allergie sollte man auf jeden Fall ein entsprechendes Medikament mitnehmen. Aber es ist gut zu wissen, dass vor allem in Südkreta viele Tavernen für Notfälle einen EpiPen im Kühlfach bereit halten.

Wanderer passieren auf Kreta häufig Bienenstöcke und sollten dort entsprechend vorsichtig sein.  Normalerweise ist es kein Problem, und offiziell sollten Bienenstöcke mindestens 25 m von der Straße oder einem Pfad entfernt sein. Soweit die Theorie. Daher nach Möglichkeit immer genug Abstand zu Bienenstöcken halten (wenn möglich mindestens 25 m)!

Vor allem wenn ein Imker anwesend ist oder gerade seine Arbeit beendet hat, sind die Bienen ziemlich nervös. Gefährlich wird es, wenn man (einmal) in der Nähe eines Bienenstock gestochen wird: Die anderen Bienen "riechen" die Gefahr und könnten erst recht angreifen.

In manchen Zeiten des Jahres gibt es an bestimmten Regionen auf Kreta riesige Mengen von Bienenstöcken. Eine dieser Gegend ist der Kiefernwald in Ostkreta bei Selakano und Kato Symi. Im Spätsommer (etwa vom August bis Anfang Oktober) stehen hier tausende Bienenstöcke; dann sollte man diese Gebiete lieber meiden. Aber auch in vielen anderen Gebieten Kretas begegnet man – je nach Jahreszeit mehreren Bienenstöcken.

Beehives on Crete

Bienenstöcke auf Kreta

Skorpione

Wie alle Skorpione sind auch die kretischen Skorpione giftig, aber ihr Gift ist nicht lebensbedrohlich. Mindestens drei Skorpion-Arten kommen auf Kreta vor. Die durchaus schmerzhaften Skorpionstiche sind selten, aber durchaus schon vorgekommen. Im Falle eines Stiches sollte man sicherheitshalber einen Arzt oder zumindest eine Apotheke aufsuchen, besonders im Falle einer Allergie gegen Skorpiongift. Dann ist ein Stich wirklich gefährlich!  Besser ist Vorbeugung: Daher aufpassen beim Anheben von Steinen oder Stöbern in Holzstapeln! Auch in Löchern von Olivenbäumen können sich Skorpione verstecken. Skorpione sind  kleiner als Viele denken: Häufigere Arten wie der schwarze Karpatenskorpion (Euscorpius Carpathicus) sind gerade mal 3-4 cm lang. Die Art Mesobuthus Gibbosus ist leichter und mit bis zu 12 cm Länge etwas gruselig.

Karpatenskorpion Encorpius Carpathicus

Mesobuthus Gibbosus

Spinnen

Die einzigen (sehr wenigen) Berichte über Verletzungen von Menschen durch Spinnen beziehen sich auf die kleinen "springenden Spinnen", die nachts beißen können. Die Bisswunde infiziert sich häufig und muss dann medizinisch behandelt werden. Der Biss selbst ist nicht giftig.

Mücken

Glücklicherweise sind kretische Mücken harmlos und scheinen keine Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber zu übertragen. Allerdings ist ein kretischer Mückenstich nicht zu vergleichen mit dem einer "heimischen" Mücke, denn dein Körper ist nicht daran angewöhnt und reagiert mit einem roten Punkt und einer kleinen Schwellung sowie Juckreiz bei jeder Einstichstelle. Mücken leben nahe am Wasser wie Teichen oder Quellen. Glücklicherweise sind sie meistens erst mit einsetzendem Sonnenuntergang aktiv, wenn die meisten Wanderer nicht mehr unterwegs sind.

Hunde

Streuende Hunde sind keine Seltenheit auf Kreta, aber in Dörfer und anderen bewohnten Bereichen haben sie in der Regel gelernt, neben den Menschen zu leben, ohne sich gegenseitig zu stören. Sie verhalten sich daher selten gefährlich gegenüber Menschen – anders als Schäferhunde in den Bergen, die sich beim Schutz "ihrer" Schafe aggressiv gegenüber (fremden) Menschen verhalten und dabei oft bellen. Nicht selten sind sie angekettet.

Mit angeketteten Hunden ist nicht gut Kirschen essen! Diese sind oft sehr aggressiv – und gleichzeitig ängstlich. Nur mit Vorsicht nähern (z.B. um ihnen Wasser zu geben).

Falls frei laufende Hunde auf dich zukommen, hilft oft das (vermeintliche) Aufsammeln eines Steins. Gewöhnlich laufen die Hunde davon, ohne das man werfen (oder einen Wurf imitieren) muss.

Im Falle eines Hundebisses sollte wegen Infektionsgefahr medizinische Hilfe aufgesucht werden. Meistens bekommt man dort eine Tetanus-Auffrischung. Fälle von Tollwut sind auf Kreta nicht bekannt. 

Dachse

Es gibt auf Kreta Dachse, die Menschen verletzen können, wenn sie sich bedroht fühlen. Aber Dachse sind selten und leben in isolierten Lebensräumen fernab von Menschen. Lediglich beim Aufsuchen von deren Lebensräumen könnten diese sich durch Menschen bedroht fühlen, etwa in isolierten Berghöhlen. Es sind keine Fälle von Dachsangriffen auf Menschen auf Kreta bekannt.

Resümierend lässt sich sagen, dass es auf Kreta nicht viele für Wanderer gefährliche Tiere gibt. Nach meiner Meinung sollte man am ehesten bei Bienenstöcken und bei streunenden Hunden aufpassen.

Wenn Du eigene Erfahrungen / Berichte / Wissen zum Thema hast, würde ich mich über einen entsprechenden Kommentar freuen!

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.